Warum Dating-Apps nicht funktionieren

Warum Dating-Apps nicht funktionieren
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Tinder, Badoo, Lovoo und andere Dating-Apps sind meiner Meinung nach überbewertet. Zwar ist in heutiger Zeit die Nutzung von Dating-Apps nicht mehr verrufen als vielleicht vor 10 Jahren, aber dass diese funktionieren wage ich zu bezweifeln.

TL;DR

Das Business-Modell von Tinder funktioniert nur, wenn du als Nutzer keine Beziehung findest. Also wird Tinder dir auch diese Option (im Allgemeinen) nicht liefern. Nur Apps mit Initialkaufwert ohne Abo-Modell bringen dich zum Ziel.

Die These

Meine These ist, dass im Durchschnitt eine Minderheit der Nutzer von Dating-Apps profitieren (im folgenden am Beispiel Tinder gezeigt) und sich tatsächlich eine Beziehung entwickelt - unabhängig davon, wie lange diese auch gehen mag. Ich sage auch, dass dies sogar gewollt ist.

Der Geschäftsansatz

Hauptproblem ist der Geschäftsansatz dieser Dating-Apps. Jede App ist primär kostenlos verfügbar und besitzt mehr oder weniger den gleichen Umfang an Funktionen. Man registriert sich mit seinen Infos, lädt schöne Bilder hoch, schreibt etwas catchy in seine Info und beginnt zu "swipen". Jeder Swipe resultiert in einem Like für ein anderes Profil. Liken beide Personen sich gegenseitig, erhält man ein "Match" und die Möglichkeit mit dieser Person zu chatten und eventuell sich bekannt zu machen.

On Top - nervige Werbung ist nur selten zu sehen. Es gibt keine Werbevideos, die geskippt werden oder zusätzliche Boni durch das Ansehen von 30 Sekunden "Cringe" geben. Warum? Weil Tinder das nicht braucht. Ihre Strategie ist es, den Nutzer so lange wie möglich Swipen zu lassen. Das ist der primäre Ansatz. Jedoch geht es am Anfang um eine Maximierung der Zeit in der App - Werbung würde da nur abschrecken.

Tinder möchte dich anfangs catchen, du sollst die App nutzen, sehen dass sie funktioniert und sogar ein Erfolgserlebnis haben  - deshalb erhält man bei einem neuen Profil oder nach langer Inaktivität auch direkt 3, 4 Matches. "Nice, was für eine gute App" denkt man sich - habe ich mir auch gedacht, aber nein - Bullshit. In meinem Fall waren 70% der Matches tatsächlich Bot-Profile mit Bildern von Instagram-Models. Es geht Tinder nur darum, dass du Matches bekommst, nicht, was danach passiert - primär.

Schritt zwei

Hat man nun ein paar Matches erhalten geht es um den Hook, jetzt noch Matches zu bekommen ist quasi unmöglich. Doch wie steuert dies Tinder? Ganz einfach, Tinder hat die Macht über die Profile. Tinder entscheidet, welche Profile du siehst, und wem du gezeigt wirst. Tinder möchte, dass du jetzt Geld ausgibst - und zwar regelmäßig. Klar, ist ja eine Firma, irgendwie müssen die ja Geld machen. Das heißt, dein Profil wird nun regelmäßig anderen Nutzern angezeigt, so dass du mehrere Likes erhältst. Aber seltsamerweise keine Matches, da die Like-Profile nicht dir angezeigt werden.

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Tinders Business-Optionen

Jetzt kommt Tinders Business-Plan und stellt dir drei Optionen vor - Tinder Plus, Tinder Gold und Tinder Platin.

Tinder Plus ist für die Anfänger, 2€ pro Monat, was ist das schon, ein guter Einstiegspreis. Du kannst mehr Swipen mit der Hoffnung auch mehr Matches zu bekommen (ha - falsch gedacht). Aber mehr Swipen hindert Tinder nicht daran, dir trotzdem keine Profile anzuzeigen, die dich geliked haben.

Tinder Gold ist der wahre Deal - das ist die Option welche du kaufen sollst. Jetzt kannst du endlich die Likes sehen und selber zurückliken. Es suggeriert dir, das System ausgetrickst zu haben. Du musst nun eigentlich nicht mehr swipen, sondern nur noch auf Likes reagieren. Aber auch hier hat Tinder seine Hand im Spiel. Sobald du Tinder Gold hast, liked dich keiner mehr. Was ist los? Sind deine Bilder nicht mehr gut, ist deine Bio abgeschreckend? Nein - Tinder möchte mehr Geld. "Swipe mehr, damit du häufiger für andere angezeigt wirst, oder gib tolle Super-Likes aus, damit der/die andere direkt informiert wird".

Tinder Platin ist für die Chabbos. Für die, die Geld in der Tasche und in der Hose haben. Tinder verspricht "Priorisierte Profilanzeige, Nachrichten mit Super-Likes". Schön doof - priorisierte Profilanzeige heißt nicht definitive Profilanzeige. Mit Tinder Platin wirst du definitiv mehr Matches erhalten und kannst optional sogar noch zusätzlich Geld ausgeben (mit Super-Likes) um Tinder als normalen Messenger zu benutzen - wow.

Grundkonzept Dating

Hauptintension eines Nutzer ist es (in den meisten Fällen) jemanden zu finden, den man Daten kann - aus dessen sich eine Beziehung entwickeln könnte. Hauptintension von Tinder ist es: Geld zu verdienen. Diesen simplen Fakt sollte man immer im Hinterkopf behalten. Tinder interessiert es nicht, wie dein Leben weitergeht, sondern es geht um Geld. Und wie macht Tinder am wenigsten Geld? Genau - wenn der Nutzer nicht mehr Tinder benutzt. Und das tut er nur, wenn er in einer Beziehung ist. Was möchte Tinder also eigentlich nicht? Dir es ermöglichen eine Beziehung einzugehen. Du sollst weiterhin monatlich Tinder Plus, Gold oder Platin bezahlen. Und dafür werden dir ein paar Bröckchen hingeworfen, damit du weiter am Ball bleibst.

Welche Dating-App ist denn nun gut?

Eine gute Dating-App ist nur möglich, wenn es eine einmalige Zahlung ist. Mit Abo-Modellen kann es rein rechnerisch nicht aufgehen. Der Nutzer sollte einmal initial am Anfang bezahlen müssen. Und danach kann er, solange er will, diesen Service nutzen. Das führt dazu, dass eine längere Nutzung einer Dating-App zu Unkosten für die Firma führt. Diese Unkosten möchte die Firma minimieren, also wird sie so schnell und gut wie möglich versuchen, dich zu verkuppeln.

Und natürlich wird sie nicht dir irgendwelche schlechten Deals vorschlagen, oder dauernd Werbung zeigen. Denn nun ist sie von Mund-zu-Mund Werbung abhängig. Die Firma verdient nun nur noch Geld durch neue Nutzer, und neue Nutzer kommen nur, wenn die App gut bewertet ist. Dementsprechend muss die App einen guten Service liefern.

Der Appell

Erster Schritt bei einer App mit Abo-Funktion ist es, sich zu fragen, womit diese App Geld macht. Meistens ist es "Screen-Time". Führt ein Erfolg in dieser App zu weniger Screen-Time, ist der Erfolg auch nicht durch In-App Käufe erreichbar. Generell sind Abo-Modelle schrott. Initiale Einzelkäufe ist der einzige Weg, wie der Kunde tatsächlich so schnell wie möglich zum Ziel gebracht wird. Punkt.